Der Donaukanal war ursprünglich der Haupt-Arm der Donau. Lange Zeit hatte es der Name Wiener Arm. Der Kanal ist allerdings heute nur noch ein Seitenarm der Donau, die etwa zwei Kilometer weiter nördlich fließt. Seit der großen Regulierung des Flusses im Jahr 1875 ist der größte Teil Wiens, einschließlich der Altstadt, gut vom Hauptkanal der Donau isoliert. Das Wasser, das einst die Mauern der Altstadt umspülte und regelmäßig die Landstreifen und Inseln der Leopoldstadt überflutete, wird im Halbkreis von Nussdorf im Nord-Westen über den Donaukanal nach Praterspitz im Süd-Osten geführt.
Entlang der Donaukanal gibt es ungefähr zwanzig Kilometer mit vielen Attraktionen für Wiens Bewohner und Touristen und einen wunderschönen Radweg. Der Fluss floss anfangs nicht wie heute regelmäßig halbkreisförmig um der Innenstadt und hatte auch nicht diese wunderschönen geradliniger Ufer. Die Donau floss in einem zwei bis sechs Kilometer breiten Flussbett und verursachte große Schäden und schwere Überschwemmungen. Der Fluss trägt auch heute jede Menge an Gesteinen, da der Höhenunterschied im Wiener Becken sehr gering ist und die Strömungsgeschwindigkeit daher nahezu minimal ist. Aus diesem Grund weist die Donau eine große Sedimentationsmenge auf, die die Verschlammung verursacht.
Dies bewegt die Donau immer weiter in Richtung Marchfeld. Um Überschwemmungen und Schäden zu vermeiden, wurden umfangreiche Projekte zur Regulierung der Donau ins Leben gerufen, die über die letzten 120 Jahre dauerten. Nur so konnten die Überschwemmungen und die Bewegung des Donaubettes gestoppt werden. Die Überschwemmungen der Donau führten auch zu viele Probleme wie zum Beispiel Cholera-Epidemien. Der einzige schiffbare Arm war jedoch dieser Donaukanal, und die Wiener wollten ihn als solche behalten und aus diesem Grund arbeiteten sie ab dem 15. Jahrhundert an dessen Erhaltung.
Ein Wiener Vaporetto?
2007, vor der Fußball-Europameisterschaft, diskutierte die Stadtregierung die Möglichkeit, eine Art Wiener Vaporetto zu errichten und einen Wassertaxi-Dienst zu starten, der auf dem Donaukanal und der Donau selbst hätte dienen sollen. Aber Wien ist nicht Venedig und das Projekt war von einer Aura der Unmöglichkeit umgeben.
Die Donaukanaltour
Wir beginnen unsere Fahrrad-Tour nördlich des Kanals mit der von Otto Wagner entworfenen Schemmerlbrücke. Wir biegen entlang des Kanals nach Süden ab, um die von Hundertwasser in Spittelau dekorierte Verbrennungsanlage zu sehen. Wir radeln entlang des Kanals nach ehemaligen Vindobona, der heutigen Altstadt. Hier bewundern wir rechts die alte romanische Ruprechtskirche und links die moderne Architektur mit den Wolkenkratzern (wie der UNIQA-Tower). Wir sehen links am Ufer des Donaukanals einen kleinen Park, wo es auch eine Strandbar gibt, der Hermannpark heißt. Immanuel Hermann war ein Minister, der im neunzehnten Jahrhundert lebte und auch der Erfinder der österreichischen Postkarte war. Dann radeln wir schnell auf unseren Hundertwassertour zum Museum, zum DDSG-Pontonpavillon und zum Hundertwasserhaus. Nach einem Kaffee radeln wir zum Prater, um das Lusthaus zu sehen.
Willkommen in unseren theatralischen, musikalischen grünen Stadt, ehemalige Habsburger Hofresidenz, die aber schon immer ein Dorf mit einer unglaublichen Mischung aus ethnischen Gruppen war und ist immer noch. Willkommen also in unserem "Experimentellen Labor für das Ende der Welt", wie Karl Kraus schrieb. Stattdessen wurde Wien heute ein experimentelles Labor, um das Ende der Welt zu vermeiden.
© 2020 Nicoleta Schiel